Donnerstag, 16. Juni 2011

Es geht weiter!

So, morgen geht es also weiter mit meiner Hypnose. Wird auch dringend Zeit. Ich lebe momentan im totalen Horror.
Es ist ein sehr heikles Thema, viele Menschen, die mich nicht persönlich kennen, oder die meine Lebenssituation nicht kennen, können das hier leider auch mißverstehen. Ich versuche, es so verständlich wie möglich zu erklären.

Bei meinem Sohn wurde nach einer sehr langen Odysee vor 3 Jahren ADS festgestellt. Das fand ich damals noch nicht mal so schlimm, denn ich wusste, dass mit meinem Kind etwas nicht stimmt. Ich war nur froh, dass wir endlich eine Diagnose hatten, mit der man arbeiten kann. Also kam dann Training für uns Eltern, Therapie und Medikamente für das Kind. Aber wurde es besser? Nein.
Ich lebe seither in der Hölle. Das hat noch nicht mal etwas mit meiner Krankheit zu tun. Aber diese ständige Belastung macht es natürlich auch nicht besser.

Um es abzukürzen: Einschulung im Septmber 2006; nach 3 Tagen wurde gesagt, er würde sich in der Schule sehr auffällig benehmen; Elterngespräche mit Schule, psychologische Beratungsstelle, speziallisierter Kinderarzt, der eine Fehldiagnose stellte, wodurch wir ein Jahr an Zeit verloren hatten. Schulische Leistungen wurden immer schlechter, obwohl mein Sohn sehr intelligent ist. Aggressives Verhalten anderen Kindern, Lehrern und uns Eltern gegenüber wurde immer schlimmer. Keinerlei Respektverhalten. Nach 2 Jahren, also im Sommer 2008, endlich ein fähiger Kinderarzt, der uns eine psychologische Kinderklinik empfahl. Dort dann die Einweisung im November 2008 bis Hl.Abend 2008. Dort wurde ADS ohne Zweifel festgestellt. Medikamenteneinstellung funktionierte wunderbar.

In diesen 2 Jahren kam meine Tochter auf die Welt, die leider kein einfaches Baby war. Koliken, alle 2 Std Hunger, nur Mama darf sie halten.... Mein Mann wollte mir in dieser Zeit mit der Kleinen wirklich helfen, aber sie hat nur bei mir auf dem Arm aufgehört zu weinen. Ich konnte sie fast 2 Jahre nicht mal bei der Oma abgeben. Sie schlief nur bei mir im Bett. Und immernoch alle 2 Std eine Flasche.
Durch diesen ewigen Schlafmangel und den Sorgen um meinen Sohn kam letztes Jahr im Sommer bei mir der totale Zusammenbruch. Ich war ja noch in Therapie, aber wie schon mal erwähnt, hatte sich meine Therapeutin nicht auf mich eingestellt, sondern streng nach Buch therapiert. Also gab mir das den letzten Tritt in den Abgrund.

Um es nun noch etwas mehr abzukürzen: ich ertrage meinen Sohn nicht mehr um mich.
Es ist schwer für eine Mutter, so etwas schlimmes zu sagen. Aber wenn es doch stimmt?
Ich merke es an meiner Gesundheit: ist er in der Schule oder anderweitig unterwegs, geht es mir "gut". Weiß ich aber, dass er  bald nach Hause kommt, merke ich, dass ich leichtes Zittern bekomme, Herzklopfen usw.
Ich bin in einer sogenannten "Achtung-Stellung". Denn ich weiß ganz genau, dass auch dieses "Zusammentreffen" nicht ohne Gebocke, Diskussionen, Streit und Schreierei verlaufen wird.
Es ist JEDEN Tag so. Ohne Schreien reagiert dieses Kind auf nichts mehr. Er hört mich nicht! Er verhält sich mir gegenüber, als ob ich nicht existiere. Er hält mich für komplett bescheuert. Er respektiert mich nicht.

Er sagt diese Dinge nicht. Aber sein Verhalten spricht dafür. Es gibt so viele Beispiele dafür. Ich suche auch gerade nach einem passenden, so dass die Situation hier etwas klarer wird.
Ich denke am besten ist es mit einer Sache zu erklären, die so ziemlich alles beinhaltet.
Problem Schule: Er ist seit letztem Jahr September in der Realschule. Wir hatte alle die Hoffnung, dass es nun besser wird. Aber das war nicht der Fall. Er verweigert die Hausaufgaben, lernt nicht für Arbeiten, stört den Unterricht massiv, wird ständig aus dem Klassenzimmer verwiesen, Strafarbeiten und Arrest ist fast wöchentlich der Fall.
Konsequenz der Schule im April: Unterrichtsausschluss für einen Tag. Er musste ihn trotzdem in der Schule verbringen, alleine in einem Zimmer, mit dem gleichen Unterrichtsstoff, den seine Mitschüler in der gleichen Zeit erarbeiteten. Unter Aufsicht des Schulpsychologen, der ihm aber nicht bei seinen Arbeiten helfen darf.
Als der Brief (der berühmte blaue, der gar nicht blau ist!) und der Anruf der Schule kam, mit der Nachricht des Unterrichtsausschlusses, sagte ich das meinem Sohn, und er steht vor mich hin, zuckt mit den Schultern und sagt völlig desinteressiert: "Und? Was soll ich jetzt machen? Einer aus meiner Klasse hat 2 Tage gekriegt."

Auf sämtlichen Gespräche, ob mit uns, dem Schulpsychologen, seiner Therapeutin, der lieben Frau vom Jugendamt, alle Omas, Freunde oder egal von wem - es interessiert ihn nicht. Es ist so, als würde er darauf warten, dass einen schönen Tages jemand vor der Tür steht, der ihm einen Job anbietet, bei dem er sich nicht vom Spielplatz bewegen muss, aber dafür 100000 EUR pro Monat bekommt. Alles haben, aber nichts dafür tun. Und genau das kommt mir sehr bekannt vor....
Sein Erzeuger lebt seit 35 Jahren so. Also liegt es nun in den Genen? Von meinem Ex konnte ich mich trennen, aber von seinen Kindern kann man sich nicht trennen, auch wenn es mir seit Monaten danach ist.

Wie soll man sich als Mutter denn fühlen, wenn man für alles dumm angemacht wird? Ich bin schuld, wenn es regnet; ich bin schuld, wenn er lernen muss; ich bin schuld, wenn die Oma keine Zeit hat; ich bin schuld, wenn er mal wieder nicht bei seinen Freunden anrufen will und sich lieber langweilt; ich bin schuld, wenn sein heiliger Fußball kaputt ist; ich bin schuld, wenn er die Spülmaschine ausräumen soll; ICH BIN SCHULD!
Er fügt sich nicht in die Familie ein. Er schießt nur dagegen, egal, was wir tun. Und wir reißen uns seit fast 6 Jahren hier wirklich den Arsch auf. Sämtliche Konsequenzen, Strafen ect fruchten nicht.

Alle Kinder testen aus, wie weit sie bei ihren Eltern gehen können. Dann rennen sie 2-3 Mal mit dem Kopf gegen die Wand, haben aber dann kapiert: Bis hierhin und nicht weiter.
Das hat sogar die Kleine mit ihren gerade 4 Jahren schon kapiert.
Aber mein Sohn ist jetzt 11, und ich habe jetzt schon keine Kraft mehr. Er ist schon eine Million mal gegen die Wand gelaufen. In jeder Situation. Aber es scheint ihm Spaß zu machen, dass der Kopf weh tut. Er lernt nichts daraus. Oder er will es einfach nicht. Er ist der König der Welt. Und 2+2 ist 5. Das sagt er, und alle anderen machen das seit Jahrhunderten falsch. Punkt.
Und wenn einer dagegen schießt, dann wird gebrüllt, gebockt und auf seine Schwester losgegangen.
Einer muss ja dran glauben.

Und wie soll ich nun weitermachen? Soll ich die Zeit jetzt absitzen und warten, bis er volljährig ist und auszieht? Soll ich meine Tochter weiterhin ihrem Bruder aussetzen, der sie ständig terrorisiert? Soll ich weiterhin Valium in mich hinein schütten, nur um über den Tag zu kommen? Soll ich riskieren, dass an dieser Situation meine Ehe kaputt geht?
Wenn es so weitergeht, dann bekommt mein Sohn keine richtige Schulausbildung, keine Lehrstelle oder Studienplatz, also keinen Job. Meine Tochter wird aggressiv und zum Männerhasser. Oder sie schaut ihm irgendwann alles ab und geht mal genauso mit mir um. Und mein Mann? Der packt irgendwann seine Koffer, weil das hier kein Zustand mehr ist.
Denn ohne Militärston geht hier nichts mehr. Wenn mein Sohn zu Hause ist.
Es ist fruchtbar dies zu sagen, aber wenn er nicht da ist, sind wir eine glückliche Familie.

Ich möchte noch einmal sagen, dass es schwer zu verstehen ist, wenn man nicht selbst mal hier war, und die "Ausbrüche" meines Sohnes gesehen hat. Auch viele Freunde von uns waren immer sehr skeptisch, wenn ich wieder irgendeine Geschichte erzählt habe. Denn er kann ja auch anders. Meist bei Leuten, die er nicht kennt, oder die er eben nicht so oft sieht. "Wahnsinnig charmant, dein Sohn :-)!"
Trotzdem ist es schon zu Konflikten gekommen, wenn jemand da war. Und dann kam das große OH GOTT. 
Tja, ich denke mir diese Dinge eben doch nicht aus.
Und ich muss weiter damit leben.

5 Kommentare:

  1. ich muss zugeben, ich hab null ahnung von kindererziehung, das einzige was ich weiß, ist, was ich als kind so mitgekriegt hab. zur erzählung vom verhalten deines sohnes in der schule... sind/waren wir nicht alle so? ein paar haben sich mehr vor konsequenzen gefürchtet und waren braver und ein paar haben halt die sau rausgelassen. wenn ich dran denk, wie die in meiner klasse damals drauf waren... pfiatigott. (ich hatte ja sehr strenge eltern und war unterworfen und in der schule zwar noch relativ schlimm, aber immer noch gemäßigt) ... und so "kein bock"-verhalten, ist das nicht auch normal? ... was ist denn, wenn du - ich weiß, dass es genauso anstrengend wie schreien ist - ihn einfach mal ignorierst, schweigst? schweigen von seiten der eltern fühlt sich als kind ja auch an wie eine macht. und - hast du denn leidensgenossinnen? geh mal auf einen kaffee mit der 2-tage-schulausschluss-mutter, vielleicht kann man sich da auch den ganzen stress mal runterreden? geteiltes leid ist immer noch halbes leid, in echt.

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  2. Seit heute weiß ich, dass in "seiner" Schule ganz heftige Dinge vorgehen. Das könnte einiges erklären.
    Aber das sein Verhalten ja seit Jahren schon so ist, kann ich dadurch auch wieder keine Paralellen aufstellen.
    Und zu Deinen Vorschlägen: ist ja nicht so, als ob ich nicht schon alles probiert hätte.
    1. Ich hatte auch strenge Eltern. Hatte aber nichst mit Angst, sondern einfach mit Respekt zu tun. Wir haben heute noch ein sehr tolles Verhältniss, und auch heute noch respektiere ich ein NEIN von meinen Eltern.
    2. Kein Bock-Verhalten ist auch normal und natürlich, aber nicht in diesem Alter und nicht in diesem Ausmaß. Es ist erschreckend...
    3. Ignorieren und Schweigen war eine Lieblingsbeschäftigung meiner Mutter, wenn wir Kids Mist gebaut haben. Und das tut mehr weh, wie eine gescheuert zu bekommen. Und das will ich meinem Kind nicht antun. Was ich mache ist, dass ich eine Diskussion sofort beende, wenn es nicht nach meinen Regeln läuft. Und dann lasse ich ihn auch einfach stehen. Aber auch solche Zenarien lassen ihn kalt.
    4. Wie gerne würde ich mal hier raus. Das kann sich keiner vorstelle, wie sehr ich gerne mal wieder in einem Eiscafe sitzen würde.... Aber ich kann seit fast einem Jahr meine Wohnung nicht mehr verlassen. Meine Unterstützung beschrenkt sich auf Telefonate.
    Es würde mir sehr helfen, wenn ich hier mal raus könnte. Aber das ist momentan einfach nicht möglich.
    Ich danke Dir trotzdem für Deine Ideen. So sehe ich, dass ich nicht als schlechte Mutter gesehen werde, sondern als Frau, die echt am Ende ist.
    Alleine solche Kommentare helfen mir ein wenig weiter. Danke :-)

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  3. Liebe Judith,

    so sehe ich das auch: Du bist mit Deiner Kraft am Ende und leider Gottes auch irgendwie damit allein gelassen.

    Nachdem ich Deinen Text gelesen habe war für mich eines klar: Dein Sohn verschafft sich damit Aufmerksamkeit. Und je mehr Du innerlich den Abstand wünscht, um so mehr wird er weiter machen. Ich glaub er spürt das sehr genau.

    Wenn ich Deine Zeilen richtig verstanden habe, dann ist Dein Mann nicht sein leiblicher Vater. Kann auch eine Ursache sein.

    Weißt Du, da kommt seine Schwester zur Welt, schreit aller 2 Stunden und bekommt Zuwendung. Er schreit auf seine Art und man erwartet vom "Großen" sich einfach nur anständig zu benehmen, während die Schwester tröstend in den Arm genommen wird.

    Manchmal glaube ich, da hilft kein Therapeut zu dem er geschickt wird, weil es wieder etwas mit wegschicken zu tun hat (weg von Dir).

    Da sehnt sich ein Kind nach Deiner Liebe, blöd ist nur dass er es auf diese Art zeigt. Und Du reagierst dann genau entgegengesetzt als es für ihn wichtig wäre, weil Du eben auch überfordert bist.

    Das ist meine Ansicht, vielleicht liege ich falsch. Aber ich glaube er mag und braucht Dich sehr als es den Anschein hat.

    Lass Dich ganz lieb grüßen Ines

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  4. Das war auch unser erster Impuls: er fühlt sich von mir verlassen.
    Aber wenn ich auf ihn zu gehe, und das habe ich schon mit allem irgendwie versucht, blockt er mich ab.
    Wir denken in mittlerweile in eine andere Richtung:
    Sein Erzeuger ist ein Frauenhasser. Er wurde mir gegenüber auch mehrfach handgreiflich, um es mal milde auszudrücken. Mein Sohn hat das nie gesehen, weil er einfach noch zu klein war. Aber ein Kind bekommt auch im Mutterleib schon einiges mit.
    Später, als wir getrennt waren, hat mein Sohn einige Wochenenden bei seinem Erzeuger verbracht. Aber dort wurde ihm einiges eingeredet. Sachen, wie: Frauen können kein Autofahren; Frauen können nicht kochen; Frauen sind viel zu schwach für alles;
    Auch wurde mein jetztiger Mann, damals Freund, als Idiot und Arschloch betitelt.
    Was mein Ex halt nie bedachte, war, dass mein Sohn natürlich irgendwann in dem Alter war, dass er mir zu Hause alles erzählt.
    Es ist eine sooo lange Geschichte, und es würde hier wirklich zu weit führen, was ich im Nachhinein alles erfahren habe, was dort passiert ist. Aber ein 3-jähriges Kind ist halt sehr leicht zu beeinflussen, und es ist die prägenste Zeit in einem Leben. Und mein Ex und seine Familie haben richtig schön gegen mich und meine Erziehung geschossen. Das hängt meinem Sohn mit Sicherheit heute noch nach. Denn gerade das Frauenfeindliche fällt sehr oft bei ihm auf.
    Ich könnte noch ewig über dieses Thema schreiben, aber dafür gibt es ja mal mein Buch ;-)
    Danke Ines :-)))

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  5. Liebe Judith,

    wenn das Buch fertig ist, lass es mich unbedingt wissen.

    Bei Deinen ganzen Erlebnissen ist es schon eine große Aufgabe das alles nach und nach in ein gesünderes Leben abzubauen.

    Lass Dich lieb grüßen und wir geben nicht auf! Alles Liebe Ines

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